Als Sinnbild des deutschen Automatikspielers in HiFi-Qualität gelten die Modelle von Dual. Dabei wird übersehen, dass Dual erst 1963 in diese Liga vorstieß – dann aber, aufbauend auf dem angestammten Geschäft mit Konsumklassespielern, einen beispiellosen Aufschwung nahm.

Vom ersten HiFi-Plattenspieler des Sankt Georgener Herstellers, dem Dual 1009, verließen während der dreijährigen Produktionszeit mehr als 200.000 (!) Exemplare die Bänder der Bergstadt

Elac war mit dem Miracord 10 H schon zwei Jahre früher auf dem HiFi-Markt – und machte von Anfang an vieles richtig.

Während Dual bis ans Ende der 1960er Jahre auf einen Plattenteller mit nur 27,5 cm Durchmesser beharrte, besaßen die HiFi-Spieler von Elac schon seit 1961 einen ausgewachsenen 30-Zentimeter-Teller, der einer Langspielplatte auf ihrer ganzen Fläche Halt gibt. Dazu einen Synchronmotor des Schwarzwälder Spezialisten Papst (von selbst ernannten Experten fälschlich „Pabst“ geschrieben), der die Feinregulierung der Tellerdrehzahl im Prinzip überflüssig macht.

Damit nicht genug: Bis in die beginnenden 1970er Jahre (!) und selbst bei den damaligen Spitzenmodellen 1219 und 1229 hielt Dual eisern an der Plattenwechsel-Mechanik fest – die kein aufgeschlossener HiFi-Freund für das Abspielen seiner Schallplatten nutzt. Elac hingegen bot für diesen Kreis mit den Modellen Miraphon 17 H, Miraphon 18 H und Miraphon 22 H parallel zum Wechsler stets einen automatischen Einzelspieler an.

Elac Miraphon 18 H von 1964 aus meinem Bestand. Aus der konservativen Nussbaumzarge hat mein Möbelrestaurator ein Modell à la Braun in weißem Schleiflack gezaubert

Bedingt durch den Plattenteller mit vollen 30 cm Durchmesser besitzen die HiFi-Modelle von Elac einen für Automatikspieler relativ langen Tonarm

Das Konzept war so zukunftsweisend, dass Elac seine HiFi-Plattenspieler rund 15 Jahre lang mit nur geringen konstruktiven Änderungen und langen Bauzyklen am Markt halten konnte.

Trotz aller Fortschrittlichkeit war Elac von der Waterkant – zum Produktionsprogramm zählten beispielsweise auch Echolote für die Schifffahrt – hinter den beiden Herstellern aus dem Schwarzwald immer nur die Nummer drei.

Automatischer Plattenwechsler Elac Miracord 10 H mit einem der ersten Transistor-Verstärker von Realistic – der Hausmarke des Elektronik-Versandhauses Radio Shack. In den USA bescherte den Kielern ihr Plattenspieler-Konzept einen beachtlichen Markterfolg

Heute ist der Miracord 10 H diesseits und jenseits des Atlantiks gesucht. Noch mehr gilt dies für die selteneren automatischen Einzelspieler Miracord 17 H und Miracord 18 H. Allerdings sind nur wenige Geräte in Sammlerzustand, die entsprechende Preise erzielen.

1966 wurden die noch etwas grobschlächtig wirkenden Elac-Spieler von den Typen Miraphon 22 H und Miracord 50 H mit leichterem Tonarm, Antiskating und gefälligerem Design abgelöst.

Anfang der siebziger Jahre kamen weiße Schleiflackzargen schwer in Mode – nach dem vielen Nussbaum der Sechziger eine Erlösung. Hier von Elac der Miraphon 22 H

Das chromumfasste Bedienungsfeld mit senkrecht angeordneten Lettern und eckigen Drucktasten wirkt elegant – fast etwas „amerikanisch“ – wozu auch das beleuchtete Fenster der Tellerdrehzahl beiträgt

Aber nicht nur die Plattenspieler von Elac genießen bis zum Jahr 1981, als die Produktion aufgegeben wird, hohes Ansehen. Bereits 1957 meldet das Unternehmen einen „elektromagnetischen Tonabnehmer zur Abtastung von Zweikomponentenschallschrift“ zum Patent an.

Dieses Patent wird zum Wegbereiter für die gesamte Schallplattenwiedergabetechnik und begründet den Ruf von Elac als führender Tonabnehmer-Spezialist. Das Patent der Kieler begründet das Prinzip der Tonabnehmer, die man heute unter dem Begriff „Moving-Magnet-Systeme“ oder schlicht „MM-Systeme“ kennt.

Das Elac STS 200, von Vintagefreunden ob seiner Form liebevoll „Bömbchen“ genannt, kommt 1958 als erstes Stereo-Magnetsystem auf den Markt – und wird heute zu Liebhaberpreisen gehandelt

Weltweit werden Lizenzen an namhafte Firmen erteilt. Wer weiß schon, dass die bewährten, weit verbreiteten Abtaster von Shure auf einer deutschen Erfindung beruhen?

Zu den ersten Magnet-Tonabnehmern unter Elac-Lizenz zählen die Shure-Modelle M 3 D und M 7 D. In Deutschland wurden sie vom Frankfurter HiFi-Importeur Audioson vertrieben

Die Stereo-Sonderklasse

Bereits 1959 – und damit noch vor Elac und Dual – drängen sich an den Ständen von Perpetuum-Ebner auf der Hannover Messe und auf der Funkausstellung in Frankfurt die Besucher um den ersten hifi-tauglichen Plattenspieler Deutschlands mit dem Beinamen „Stereo Sonderklasse“.

Perpetuum-Ebner 3310 Studio aus dem Phonomuseum in Sankt Georgen. Auf dem Teller eine Ten-Inch-LP von Polydor mit dem begehrten Sternchen-Label

Der manuell zu bedienende 3310 PE Studio in grauem Hammerschlag-Lack hat einen 2,1 Kilogramm schweren Gussplattenteller von 27 cm Durchmesser. „Das hohe Gewicht lässt erahnen, dass der Hersteller größten Wert auf guten Gleichlauf gelegt hat“, schreibt Fritz Kühne in der Funkschau. Die Drehzahlfeinregulierung im Bereich zwischen + 2 und – 4 % erfolgt mittels Wirbelstrombremse.

Der eigenwillige Tonarm ST des 3310 PE Studio – hier schon in weiter entwickelter Form mit Kardanlager – und das Pickup SP 2 sind Fremdfabrikate des dänischen Zulieferers B&O. Das Gegengewicht erinnert in seiner Form an ein halbes Ginko-Blatt

Der schlanke, resonanzarme Metall-Tonarm mit Präzisionskugellagern samt seinem ungewöhnlich geformten Magnetsystem SP 2 an der Spitze gilt als einer der besten Pickups in der Frühzeit von Stereo. Die Auflagekraft beträgt nur drei Gramm.

„Der 3310 PE Studio weist Perpetuum-Ebner den Weg zur High-Fidelity-Technik der sechziger Jahre und überbrückt zudem die Zeit bis zum Erscheinen eines neuen Spitzengerätes“, erklärt Norbert Kotschenreuther in seinem Buch „Schwarzwälder Präzision von Weltruf“ über die Phonoindustrie in Sankt Georgen. Gleichzeitig gilt der 3310 als „Startup“ für die traditionelle Verbindung zwischen PE und Bang & Olufsen.

PE 33 studio mit Leuchtstroboskop

Auf der Industriemesse 1963 in Hannover stellt Perpetuum-Ebner dann dieses „neue Spitzengerät“, den HiFi-Plattenspieler PE 33 studio, der Fachwelt vor.

PE 33 studio – ein hochwertiger, sehr gelungener Plattenspieler aus dem Schwarzwald (Abbildung aus dem 1963 herausgegeben Prospekt)

Der PE 33 Studio ist wie sein Sonderklasse-Vorgänger ein Einfachspieler, bei dem man den Tonarm selbst auf die Schallplatte setzen muss – hier allerdings mit Hilfe des eingebauten Liftes . Lediglich das Abheben des Arms am Ende der Platte und Ausschalten des Laufwerks erfolgt wie beim Thorens TD 135 automatisch. „Für Studiozwecke oder bei Tonabnehmern mit extrem niedriger Auflagekraft“, so der Hersteller, „kann die Endabschaltung außer Kraft gesetzt werden.“

Blick auf das Bedienungsfeld: Nach Vorwahl der Tellerdrehzahl mit dem weißen Drehring wird der Spieler durch Druck auf den mittleren Knopf gestartet. Danach ist die Umstellung der Drehzahl wie bei den Garrard-Laufwerken verriegelt. Vorn links das Stroboskopfenster. Die Feineinstellung der Drehzahl erfolgt mit dem weißen Schiebeschalter

Vier technische Details räumen dem Perpetuum-Ebner 33 studio eine Sonderstellung ein:

1. Der PE 33 studio verfügt über den gleichen zweistufigen Antrieb mit Riemen und Reibrad wie der Thorens TD 124, wenn auch in leichterer Bauweise.

Blick auf das Chassis bei abgenommenem Plattenteller: links der zweistufige Antrieb mittels Gummiriemen und Reibrad

2. Die Feinregulierung der Plattentellerdrehzahl erfolgt analog zum Vorgänger 3310 über eine aufwendige Wirbelstrombremse – also nicht wie bei den Spielern von Dual durch einfaches Verschieben des Reibrads auf der konischen Motorwelle.

3. Der PE 33 Studio hat mit Thorens TD 121/124, Garrard 301/401 und den Connoisseur-Laufwerken ein hochwertiges Chassis aus Aluminiumguss gemein.

Massives Chassis aus verwindungssteifem Aluminium-Druckguss – bei den HiFi-Spielern von Elac und Dual muss einfaches Stahlblech reichen

4. Der PE 33 studio ist der erste deutsche Plattenspieler mit Leuchtstroboskop zur Drehzahlkontrolle während des Plattenspiels. Die Feineinstellung der Drehzahl mit Hilfe des genauen Stroboskops ist im Bereich von + 1 bis – 2 % möglich.

Stroboskopkranz auf der Unterseite des Plattentellers – allerdings nur für 33 ⅓ Tellerumdrehungen pro Minute

Bei Plattenspielern aus deutscher Produktion ist diese bequeme, der Luxusklasse vorbehaltene Einrichtung ein Novum.

Wie beim Jobo-/Acoustical-Plattenspieler sorgen gleich zwei Stroboskoplampen für helles Licht – beim Thorens TD 124 wäre das auch wünschenswert gewesen

1965 stattet Braun seinen neuen Spitzen-Plattenspieler PS 1000 im „Grand Design“ und dann auch den PS 500 für die Drehzahlen 33 ⅓ und 45 U/min mit einem sehr hellen Leuchtstroboskop aus. Dual und Elac führen das Komfortmerkmal bei ihren Topmodellen erst Anfang der 1970er Jahre ein.

Positive Testergebnisse

„Das geschmackvolle Äußere und die sorgfältige Verarbeitung erwecken schon beim ersten Anblick den Eindruck solider Wertarbeit“, schreibt Karl Breh in der HiFi-Stereophonie (Heft 3/1963) über den PE 33 studio. „Alle Teile sind kompakt auf einem stabilen Chassis aufgebaut.“

Auffallend findet Breh den gegenüber anderen HiFi-Plattenspielern um 25 Millimeter geringeren Durchmesser des Tellers. „Die Konstrukteure von Perpetuum-Ebner haben das Modell wahrscheinlich mit dem Ziel konzipiert, Plattenspieler minderer Qualität in Musiktruhen und Einbauschränken zu ersetzen.“

Der Tonarm ist serienmäßig mit dem Stereo-Magnetsystem SP 1 von Bang & Olufsen oder den Typen M 7 D beziehungsweise M 77 von Shure ausgerüstet.

Zur Aufnahme des Pickups verfügt der Tonkopf über eine praktische Schublade, in die das System fest eingesetzt und verschraubt wird

Bei Verwenden mehrerer Tonabnehmer erhält jeder seine eigene Schublade. Damit sind das Auswechseln und Aufbewahren der Abtastsysteme einfach und sicher.

Die Auflagekraft des Tonarms aus verwindungssteifem Leichtmetall wird zwischen 0,5 und 6 Gramm durch Verändern der Spannung einer unter dem Arm sichtbaren Feder verstellt. Das geschieht wie bei den Tonarmen von Acoustical und Bang & Olufsen durch Verschieben eines Reiters auf dem Tonarmrohr.

Gedrungener Tonarm des PE 33 studio mit Feder zum Erzeugen der Auflagekraft

„Wegen der Verkleidung von Sockel und Gegengewicht wirkt der Arm ziemlich gedrungen“, meint Breh. „Die effektive Länge von vertikaler Drehachse bis zur Abtastspitze liegt aber mit 205 Millimeter noch im Rahmen der bei anderen Qualitätsplattenspielern üblichen.“ Der Tonarm erweist sich bei 2,5 Gramm Auflagekraft auch für andere Tonabnehmer mit nicht extrem hoher Nadelnachgiebigkeit wie das Elac STS 322, das Shure M 33 und das Pickering 380 geeignet.

Im fono forum bemängelt Peter Lux, dass der Arm nur horizontal, aber nicht lateral ausbalanciert ist und über keinen Antiskating-Ausgleich verfügt. Die Einstellung der Auflagekraft durch eine Feder funktioniere zu ungenau. Kritik gilt auch dem mechanischen Lift mit gebremster Federspannung: „Pneumatische oder hydraulische Liftsysteme sind zuverlässiger und arbeiten gleichmäßiger.“

Mit dieser Anzeige warb Perpetuum-Ebner in einschlägigen HiFi-Zeitschriften für sein neues Spitzenmodell

Doch dann meint Lux: „Wer nicht den Ehrgeiz hat, immer sofort den neuesten Tonarm oder Abtaster zu besitzen, erwirbt mit dem PE 33 Studio ein hochwertiges Abspielgerät, das jahrelang einwandfrei arbeiten wird.“

Bei der Erprobung zeigt der PE 33 studio die aufgrund seines Antriebskonzepts zu erwartende Laufruhe. „Irgendwelches Rumpeln“, so Breh, „konnte auch bei stark aufgedrehtem Verstärker Telewatt VS 71 nicht festgestellt werden.“

Das Spitzenmodell, das in Großbritannien von Metro Sound und in den USA von Elpa Marketing Industries vertrieben wird, bleibt bis Anfang 1968 im Programm, erreicht aber trotz seiner konstruktiven Finessen nie die Verkaufszahlen von Dual. „Von dem Spieler sind nur etwa 7000 Exemplare gebaut worden“, bedauert Jürgen Weisser vom Deutschen Phonomuseum – was auch den relativ hohen Sammlerwert dieses Modells erklärt.

Perpetuum-Ebner verfolgt gegen Ende des Jahrzehnts eine unglückliche Modellpolitik. Der auf der Hannover Messe vorgestellte Nachfolger PE 2020, technisch sicher nicht schlecht, zeigt sich optisch als Orgie von gebürstetem Aluminium.

Den Nachfolger des PE 33 studio, das Modell PE 2020, präsentiert Perpetuum-Ebner auf der hifi ’68 – der ersten deutschen HiFi-Messe in Düsseldorf. Der 2020 wurde auch in der Telefunken-Anlage acusta 250 verbaut

Auch der Tonarm des PE 2020 wirkt vergleichsweise plump. Die Käufer bevorzugen daher meist den eleganteren Dual 1219.

Firmenübernahme 1971

Schließlich gerät das Traditionsunternehmen am Sankt Georgener Bahnhof in finanzielle Schwierigkeiten. 1971 übernimmt Dual den örtlichen Konkurrenten – auch um den Interessenten ADC und Telefunken zuvorzukommen und sie so aus der „Bergstadt“ zu halten.

Perpetuum-Ebner am Bahnhof Sankt Georgen: im Vordergrund und in der Mitte der inzwischen abgerissene alte Werksteil; rechts im Hintergrund das lang gestreckte, 1954 errichtete und später modernisierte Werksgebäude

Gleichwohl bleibt Perpetuum Ebner der Verdienst, in der HiFi-Pionierzeit von beiden Sankt Georgener Unternehmen das technisch führende gewesen zu sein. Die ersten Verstärker von Dual haben dem zur gleichen Zeit bei Sennheiser gebauten Spitzenmodell HSV 60 von PE mit einer Dauertonleistung von 2 x 30 Watt nichts entgegenzusetzen.

Komplettanlage mit PE 33 studio und dem von Sennheiser gebauten Röhrenvollverstärker HSV 60

Unter den Fans von Automatikspielern ist der Perpetuum-Ebner 33 studio in gutem Zustand heute begehrtes Sammelobjekt